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Bewusst Entscheiden – Klug Handeln

Dreitägiger Workshop für bessere Entscheidungen durch Entscheidungskompetenztraining in Kulmbach


Gruppenbild der Teilnehmenden des Entscheidungskompetenztrainings in Kulmbach 2017, dreitägiger Workshop zum Thema Studien- und Berufswahl mit zwei elften Klassen der Adalbert-Raps-Schule in Kulmbach

In Kooperation mit der Adalbert-Raps-Stiftung und wahlweise e.V. führte die Universität Bayreuth einen dreitägigen Workshop zum Thema Studien- und Berufswahl mit zwei elften Klassen der Adalbert-Raps-Schule in Kulmbach im Sommer 2017 durch.



Hintergrund


Das Treffen von Entscheidungen wird von vielen Individuen als Last empfunden. Gründe dafür sind, dass das Entscheiden mit einem gewissen kognitiven Aufwand verbunden ist, die Entscheidungssituationen nicht vollumfänglich verstanden werden oder schlicht keine Methoden zum Lösen von Entscheidungsproblemen bekannt sind bzw. beherrscht werden. Allerdings besteht nur durch das aktive Treffen von Entscheidungen die Möglichkeit, Einfluss auf das zu nehmen, was wichtig ist - sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Andernfalls kann man weder ein:e mündige:r Bürger:in sein noch ein selbsterfülltes und selbstbestimmtes Leben leben. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass viele Menschen nur über ein sehr eingeschränktes Interesse an und sehr limitierte Fähigkeiten im Treffen von Entscheidungen aufweisen.

Bei den kleinen Alltagsentscheidungen, wie z.B. „Was esse ich heute Abend?“ oder „Welches Buch lese ich als nächstes?“ sind die negativen Konsequenzen schlechten Entscheidens überschaubar. Es gibt jedoch auch Entscheidungen mit erheblichen Konsequenzen. Das prominenteste Beispiel dafür sind Bildungsentscheidungen, wie beispielsweise „Was mache ich nach der Schule?“. Diese Entscheidungen verlangen besondere Aufmerksamkeit, weil sie den zukünftigen Lebensweg von Jugendlichen und jungen Erwachsenen nachhaltig prägen. Das deutsche Bildungssystem bereitet junge Menschen auf diese wichtigen Entscheidungen jedoch nur sehr unzureichend vor. Zumeist werden allenfalls unterschiedliche Möglichkeiten vorgestellt, ohne darüber zu informieren, wie aus diesen die bestmögliche ausgewählt oder ggf. sogar noch bessere Alternativen identifiziert werden können. Häufig wählen junge Menschen dann eine von den offensichtlichen oder vorgeschlagenen Alternativen, ohne sich intensiver damit zu beschäftigen, was sie eigentlich wollen. Beispiele dafür sind: Die Mutter ist Ärztin, also studiert der Sohn Medizin; der Vater ist Unternehmer, also studiert die Tochter BWL; die Eltern haben nicht studiert, also „muss“ der Sohn studieren, „aus ihm solle etwas werden“. Vor der Wahl des Studienfachs stellt sich jedoch zunächst die zentrale Frage, ob Ausbildung oder Studium besser zu den Zielen und Wünschen eines jungen Menschen passen. Diese wird heute allerdings häufig bei der Entscheidung „Was mache ich nach der Schule“ außen vorgelassen und damit die Entscheidung unnötig stark verengt. In Folge dessen brachen im Jahr 2015 28% aller Bachelorstudierenden ihr Studium ab[1] und 25% Prozent der Ausbildungsverträge wurden vorzeitig gekündigt[2]. Neben ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen wie etwa erhöhten Ausbildungskosten oder Fachkräftemangel kommt es auch zu teilweise erheblichen individuellen Folgen, da in der heutigen Zeit der Abbruch eines Ausbildungswegs als schweres Scheitern angesehen wird.


Zielsetzung


Das Ziel des Projektes „Bessere Bildungsentscheidungen durch Entscheidungskompetenz“ des Lehrstuhls BWL V an der Universität Bayreuth in Kooperation mit dem gemeinnützigen wahlweise e.V. liegt darin, die Qualität bei Bildungsentscheidungen junger Menschen zu erhöhen. Langfristig sollen dadurch die hohen Abbruchquoten bei Studium und Ausbildung reduziert werden. Dafür ist es erforderlich, die relevanten Kompetenzen beim Treffen von Entscheidungen zu identifizieren und Unterrichtskonzepte zu entwickeln, mithilfe derer diese Kompetenzen unter Berücksichtigung der didaktischen Anforderungen, Ziele und Präferenzen der Zielgruppe bestmöglich vermitteln werden können.


Das Projekt


Um diese Ziele zu erreichen, wurde in einem ersten Schritt ein dreitägiger Workshop konzipiert, in welchem Schüler:innen, die ein bis zwei Jahre vor Verlassen der Schule stehen, entscheidungstheoretische Kompetenzen vermittelt bekommen. Der Workshop „Bewusst Entscheiden - Klug Handeln“ wurde von der Adalbert-Raps-Stiftung gefördert und an Adalbert-Raps-Schule in Kulmbach vom 19.07.17 bis zum 21.07.17 durchgeführt. Die zentralen Inhalte waren:

  • Kennenlernen des PrOACT-Modells zur Lösung komplexer Entscheidungssituationen

  • Auseinandersetzen mit der Frage „Was mache ich nach der Schule?“

  • Vergegenwärtigen und Analysieren von Werten und Zielen

  • Identifizieren und Kreieren von Chancen und Möglichkeiten

  • Erarbeiten und Beschaffen notwendiger Informationen

  • Analytisches Reflektieren sowie Bewerten möglicher Optionen anhand identifizierter Werte und Ziele

  • Veranschaulichen der eigenen Entscheidungsparameter anhand eines digitalen Entscheidungstools

  • Präsentieren der individuellen Entscheidungen und Einholen von Feedback



[1] Heublein, U.; Richter, J.; Schmelzer, R.; Sommer, D. (2014): Die Entwicklung der Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen. Statistische Berechnungen auf der Basis des Absolventenjahrgangs 2012. Forum Hochschule 4/2014.

[2] Berufsbildungsbericht (2016) der Bundesregierung.



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